Fresh lilaced moorland fields

Monday, 19. February 2007

Sowjetisches Ehrenmal in Treptow

Filed under: Denkmal — slaudamus @ 21:39

Luftaufnahme Treptower Park

Ich war ungefähr fünfzehn Jahre alt, als ich das erste Mal im Treptower Park war und mir dort das Sowjetische Ehrenmal angeschaut habe. Damals hätte ich es wahrscheinlich lachhaft gefunden, hätte mir jemand gesagt, daß ich später mal dort in der Nähe wohnen werde und es mir jederzeit ohne Beantragen eines Mehrfachberechtigungsscheines anschauen könne. Schön, daß es so gekommen ist.

Schon damals hat mich die monumentale Anlage beeindruckt. Noch nie vorher hatte ich so etwas gesehen. Der breite Weg der zu den beiden aus rotem Marmor gefertigten schräg aufragenden Wänden führt. Diese sollen zwei rote Fahnen symbolisieren. Am Durchgang zwischen den Wänden knien zwei Soldaten aus Bronze. Dahinter der tiefergelegende Ehrenhain und immer im Blick der Mausoleumshügel mit dem bronzenen Rotarmisten. Dieser hält ein Kind auf dem Arm und steht auf einem zerschmetterten Hakenkreuz. Der rote Marmor stammt ironischerweise zum Teil von der Speerschen Neuen Reichskanzlei in der Voßstraße, ebenso wie die Wandverkleidungen im U-Bahnhof Mohrenstraße.

Auf der Luftaufnahme, die bei einem Rundflug mit dem Rosinenbomber aufgenommen wurde, sieht man die Anlage von Süden her. Der Mausoleumshügel mit der Statue ist also vorne und die beiden Marmorwände weiter hinten. Rechts unterhalb vom Ehrenmal sieht man das Fernrohr der Archenhold-Sternwarte.

Rotarmist mit Kind

Die Anlage wurde zwischen Juni 1947 und Mai 1949 nach Plänen eines Kollektivs bestehend aus Jakow Belopolski (Architekt), Jewgeni Wutschetitsch (Bildhauer), Alexander Gorpenko (Maler) und Sarra Walerius (Ingenieurin) errichtet. Insgesamt liegen hier etwa 5000 gefallene sowjetische Soldaten begraben. Allerdings nicht auf der zentralen Grasfläche, sondern in den umliegenden Platanenhainen.

Die Anlage ist ein Meisterwerk der Gartenbaukunst und der Architektur. Jedes Detail ist durchdacht und steckt voller Anspielungen. So kann die Anlage z.B. nicht durch einen rückwärtigen Ausgang verlassen werden. Man schreitet also zwangsläufig den breiten Aufmarschweg mit den Trauerbirken hinauf (der Weg ist leicht ansteigend), zu den beiden trauernden Rotarmisten vor den gesenkten roten Fahnen (Marmorwände). Steigt dann hinab zum Ehrenhain, geht weiter zum Fuße des Mausoleumshügel, den Hügel hinauf zum Rotarmisten mit dem unschuldigen, geretteten, deutschen Kind auf dem Arm. Von dort kann man die Anlage nur den ganzen Weg zurück auf den seitlichen Platanenalleen verlassen.

Lange Jahre stritt sich der Senat mit der Bundesregierung, wer für die Sanierung des Ehrenmals aufkommen müsse. Die Bundesregierung stand auf dem Standpunkt, daß es sich um ein Denkmal handele (was auch stimmt, das Ehrenmal ist in der Berliner Denkmalliste eingetragen) und Denkmalpflege wäre Ländersache (was wiederum stimmt). Andererseits legte der Deutsch-Sowjetische Nachbarschaftsvertrag von 1990 die Zuständigkeit des Bundes für die Ehrenmale fest. Nun ich weiß nicht, wer im Endeffekt gezahlt hat. Jedenfalls wurde die Anlage mittlerweile saniert. Die Statue wurde dafür eigens per Schiff zur Restaurierung nach Rügen gebracht.

Mehr zum Thema hier (PDF) und hier

Thursday, 8. February 2007

Kostenlose Werbeflächen

Filed under: Splitter — slaudamus @ 20:25

Telekomschrank

Sprayer und Plakatkleber freut euch. Endlich stellt die Deutsche Telekom auch in Friedrichshain diese topschicken kostenlosen Werbeflächen auf. Die neuen Schränke schreien förmlich danach beklebt und besprüht zu werden, da sie im Stadtbild unübersehbar sind. Das Samariterviertel ist schon vollgestellt. An nahezu jeder Kreuzung steht mittlerweile der ursprünglich in freundlichem Grau gehaltene Kasten gefertigt von Rittal. Falls sich jemand fragen sollte, wozu die gut sind. Das Stichwort heißt VDSL. Um eine höhere Übertragungsrate gegenüber DSL zu erzielen, muß sich der Kupferleitungsweg zur Wohnung verkürzen. Der Weg direkt von der Vermittlungsstelle ist für die vorgesehende Übertragungsrate von 50 MBit/s zu lang. Also wird Glasfaser bis zu den oben abgebildeten todschicken Kästen gelegt. Dort wird von Glas auf Kupfer umgesetzt und dafür braucht man halt etwas mehr Platz.

Ach ja, das Weiße auf den Autos und Bäumen ist wirklich Schnee. Klimakatastrophe hin oder her. Es gibt ihn noch (blieb aber nicht lange liegen).

Monday, 5. February 2007

Der Alex(a)-Autist

Filed under: Suende — slaudamus @ 21:12

Zur Zeit wird auf der Fläche an der Stadtbahn zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke, wo früher mal der Weihnachtsmarkt stattfand, ein neues Einkaufszentrum namens Alexa errichtet. Das Gebäude, welches dort gerade Gestalt annimmt, läßt Schlimmes befürchten. Grundsätzlich spricht sowieso nicht viel dafür, überhaupt noch so eine neue Kiste zu bauen. In Berlin gibt es mittlerweile Verkaufsflächen im Überfluß bei stagnierenden Einkommen. Die in der Nähe gelegenden Rathaus-Passagen, welche bis Mitte 2004 für 70 Mio. Euro von der städtischen Wohnungsbaugessellschaft Mitte (WBM) modernisiert wurden, kämpfen heute noch gegen die Bedeutungslosigkeit an und bieten ein trostloses Bild. Ebenso steht – auch wegen anderer Fehlinvestitionen – die WBM nicht gut da und wird entweder Wohnungen aus ihrem Bestand verkaufen oder einen Sanierungszuschuß der Stadt erhalten müssen.

Alexa Ende April 2006

In den letzten Jahren hat man mühsam versucht den Alexanderplatz aufzuwerten. Der U-Bahnhof, das Berolinahaus und der öde Platz an sich wurden saniert und modernisiert. Der Kaufhof wurde zu einem kleinen KaDeWe umgebaut. So langsam bekommt der Platz Leben und Atmosphäre. Und nun entsteht direkt daneben dieser Klotz, von dem ich bis jetzt nicht sicher sagen kann, welcher Teil Einkaufzentrum (ca. 180 Mieteinheiten) wird und welcher Parkhaus (1600 Parkplätze). Diese Gebäude wirkt wie ein gebauter Autist. Ein verschlossenes, auf sich selbst fixiertes Haus ohne Bezug zur Umgebung. Auch dies scheint mir wie bei den Rathaus-Passagen eine Verschwendung von Steuergeldern zu sein. Man kann nicht auf der einen Seite versuchen dem Alexanderplatz wieder Leben und Urbanität einzuhauchen und auf der anderen Seite einen Kasten (das ICC ist geradezu luftige Architektur dagegen) ohne jeglichen Bezug zur Umgebung genehmigen. In diesem roten Betonbunker werden sich dann wahrscheinlich die immer gleichen Ketten wie MediaMarkt, H&M, Douglas und Thalia wiederfinden.

Alexa Anfang Februar 2007

Man kann eigentlich nur hoffen – auch wenn es eine gigantische Geldverschwendung wäre -, daß dieses Gebäude ein ähnliches Schicksal erleidet wie die Rathaus-Passagen. Das Leben gehört auf die Straße, auf den Alexanderplatz und nicht in einen Tschernobyl-Sarkophag. Bezeichnend ist, daß insgesamt vier verschiedene Architekturbüros für das Projekt verantwortlich waren. Wahrscheinlich hat sich keines getraut, alleine für diesen Konsumbunker die Verantwortung zu übernehmen. Mögen mir die Füße abfallen, falls ich dort je einen der selbigen hineinsetzen sollte.

Thursday, 1. February 2007

Naheliegend

Filed under: Splitter — slaudamus @ 20:55

Ich betrete pünktlich zum Spätdienst ein mir wohl bekanntes Bürogebäude in Berlin. Am Fahrstuhl warten bereits drei deutlich übergewichtige und nach Zigarettenrauch riechende Personen. Raucherpause im Foyer. Glücklicherweise kommt der große Fahrstuhl als erster. Gebannt achte ich darauf, in welches Stockwerk die drei fahren. Ist doch naheliegend, daß die bei einer Krankenkasse arbeiten. Grinsend male ich mir aus, wie sie jetzt ihre Artikel über gesunde Lebensweise für die Mitgliederzeitung weiterschreiben.