Fresh lilaced moorland fields

Tuesday, 11. September 2012

Le Havre (Die Stadt, nicht der Film) und was das mit dem ICC zu tun hat

Filed under: Denkmal,Fotos,Politik — slaudamus @ 22:19

Paris und Le Havre haben durchaus Ähnlichkeiten. Breite Boulevards, große Sicht- und Straßenachsen. Nur sind diese Boulevards eine direkte Folge des 2. Weltkrieges. Als deutsche Garnisonsstadt wurde Le Havre massiv durch allierte Flugzeuge bombardiert. Nach 1945 wurde die Innenstadt nach Plänen des Architekten Auguste Perret in einer nicht immer schönen aber interessanten Betonarchitektur wieder aufgebaut. Heute gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Gebäude müssen also nicht immer unbedingt hübsch sein, um architektonisch wertvoll zu sein. Daher verstehe ich die Abrißdiskussion um das Berliner ICC auch nicht ganz. Keine Frage, hübsch ist es nicht, doch steht es exemplarisch für einen Architekturstil der irgendwo zwischen Industrie- und futuristischer Architektur liegt. Es kommt doch auch niemand auf die Idee das Centre Pompipdou abzureißen, welches mindestens ebenso häßlich ist.

Einen sehr lesenswerten Artikel zum ICC findet man hier. Zudem hätte ich nicht gedacht, daß ich mal einer Meinung mit einem CDU-Abgeordneten bin.

PS: Der Film “Le Havre” von Aki Kaurismäki ist natürlich auch sehenswert.

Wednesday, 23. April 2008

Die unendliche Geschichte

Filed under: Denkmal,Suende — slaudamus @ 20:19

Irgendwie ist es ja unglaublich und vor allem unglaublich nervtötend, was für ein Zirkus um die Schließung des Flughafens Tempelhof gemacht wird. Man könnte meinen, die nächste Blockade (West)-Berlins durch die Russen steht unmittelbar bevor und nur Tempelhof kann uns davor retten. Etwas merkwürdig bei der Diskussion finde ich die Rolle der CDU, die erst unter ihrem damaligen Regierenden Bürgermeister Diepgen die Schließung beschließt (übrigens mit Einverständnis der damaligen CDU/FDP-Bundesregierung) und heute so gar nichts mehr davon wissen will. Hat sich irgendetwas an den Fakten seit damals geändert? Es war Grundkonsens, daß ein neuer Großflughafen gebaut wird und im Gegenzug die innerstädtischen Flughäfen (Tempelhof und Tegel) aufgegeben werden. Dies ist schon im Flächennutzungsplan von 1994, der übrigens auch von einem CDU geführten Senat beschlossen wurde, deutlich ersichtlich. Aber irgendwie hat sich damals keiner daran gestört. Es handelt sich dabei nicht einmal um einen Präzedenzfall. In Adlershof gab es auch mal einen Flugplatz, der heute eine aufstrebende Wissenschaftsstadt beherbergt. Warum sollte ähnliches nicht auch in Tempelhof möglich sein? Flughafen Berlin-Tempelhof

Nun was spricht für die Schließung des Flughafens? Es handelt sich um eine Lage innerhalb des S-Bahn-Ringes der im Allgemeinen zur Berliner Innenstadt gezählt wird und dicht bebaut ist. Der derzeitige Flugbetrieb ist defizitär und wird es nur mit kleineren Privatjets auch bleiben. Gegen die Ausweitung des Flugbetriebs spricht die damit einhergehende Lärmbelastung und die Unfallgefahr. 2001 ist eine Maschine in Neukölln beim Landeanflug abgestürzt. Durch Glück starben damals nur die beiden Insassen der Maschine. Eine so wertvolle innerstädtische Lage sollte, da es schließlich mit Schönefeld eine Alternative gibt, anderweitig genutzt werden. Diese anderweitige Nutzung wird sicherlich nicht von heute auf morgen geschehen können und es wird für eine ca. 4 km² große Fläche nicht nur eine Nutzung geben können. Es wird sich um einen längeren Umnutzungprozeß handeln, der von mir geschätzte 25 Jahre in Anspruch nehmen wird. 1994 war man noch so weitsichtig. Wieso ist man es heute nicht mehr?

Gerne wird als Gegenargument die Schließung des Flughafen Riems in München und die Eröffnung von München-Franz-Josef-Strauß und die damit einhergehenden längeren Anfahrtswege angeführt . Das Argument sticht deshalb nicht, da Erdinger Moos deutlich weiter draußen liegt als der zukünftige Großflughafen in Schönefeld. Vielleicht sollte die Deutsche Bahn, anstatt sich für einen Flugbetrieb in Tempelhof stark zu machen, lieber dafür sorgen, daß der Flughafen in Schönefeld alsbald einen leistungsfähigen Bahnanschluß erhält.

Häufig wird auch der Londoner City-Airport in den Docklands erwähnt. Nun auch da gibt es einige Unterschiede. Dieser liegt im ehemaligen Hafengebiet östlich der City. Als Ein- und Abflugschneise fungiert hier die Themse. Wer mal in London war wird bemerkt haben, daß die Themse deutlich breiter als die Spree ist. Dies minimiert die Lärmbelastung für die Anwohner erheblich zumal auch dort nur kleinere Maschinen landen.

Dann gibt es da noch den ominösen Großinvestor, der Tempelhof übernehmen möchte. Er möchte einen modernen Klinikstandort dort aufbauen für Kunden die mit dem Privatjet eingeflogen kommen. Es gibt in Berlin bereits eine moderne und altehrwürdige Universitätsklinik mit Standorten in Mitte und im Wedding namens Charité, zudem in Berlin-Buch eine große, privat betriebene Klinik mit angeschlossenem Forschungsstandort. Rentiert es sich da einen neuen Standort aufzumachen? Oder rentiert sich das vielleicht nur, wenn man entweder den Flugverkehr doch wieder ausweitet (Argumente dagegen siehe oben) oder eventuell nicht benötigte Flächen des Flughafens Tempelhof verkauft? Handelt es sich dabei vielleicht nur um eine gigantische (4 km² innerstädtische Lage zur Erinnerung) Grundstücksspekulation? Einen modernen Klinikstandort für Leute die per Flugzeug eingeflogen und abgeflogen kommen, könnte man doch sonst auch in Neuhardenberg hochziehen. Wozu muß der in der Berliner Innenstadt sein?

Gar nicht erwähnt habe ich ganz bewußt, daß das Bundesverwaltungsgericht den Großflughafen in Schönefeld nur genehmigt hat unter der Voraussetzung, daß die innerstädtischen Flughäfen geschlossen werden. Auch im Raum Schönefeld sind schließlich Anwohner vom Fluglärm betroffen oder mußten ihre Häuser für den Standort aufgeben. In einem Abwägungsprozeß (so nennen Juristen das) wurden die Interessen der Anwohner Schönefelds denen von Tempelhof, Neukölln, Tegel, Spandau und Pankow gegenübergestellt. Die Zumutungen in Schönefeld hielt man für vertretbar, wenn dafür die anderen entlastet werden. Das Interesse von relativ vielen in Berlin war wichtiger als das von relativ wenigen in Schönefeld, Blankenfelde und Köpenick. Ich will nicht behaupten, daß durch einen Weiterbetrieb von Tempelhof Schönefeld nicht gebaut werden könnte, aber der gesamte Abwägungsprozeß und damit das Genehmigungsverfahren für Schönefeld wären in Frage gestellt und müßten wahrscheinlich mit ungewissem Ausgang neu aufgerollt werden.

Bleibt zu hoffen, daß der Senat weitsichtiger ist, als eine eventuelle Mehrheit der Bewohner Berlins und daß wir dieselbe Diskussion in einigen Jahren bei der Schließung Tegels nicht noch einmal führen müssen.

Friday, 13. April 2007

Vergänglicher Ruhm

Filed under: Denkmal — slaudamus @ 23:07

Ist Knut schuld?

Tilo

Monday, 19. February 2007

Sowjetisches Ehrenmal in Treptow

Filed under: Denkmal — slaudamus @ 21:39

Luftaufnahme Treptower Park

Ich war ungefähr fünfzehn Jahre alt, als ich das erste Mal im Treptower Park war und mir dort das Sowjetische Ehrenmal angeschaut habe. Damals hätte ich es wahrscheinlich lachhaft gefunden, hätte mir jemand gesagt, daß ich später mal dort in der Nähe wohnen werde und es mir jederzeit ohne Beantragen eines Mehrfachberechtigungsscheines anschauen könne. Schön, daß es so gekommen ist.

Schon damals hat mich die monumentale Anlage beeindruckt. Noch nie vorher hatte ich so etwas gesehen. Der breite Weg der zu den beiden aus rotem Marmor gefertigten schräg aufragenden Wänden führt. Diese sollen zwei rote Fahnen symbolisieren. Am Durchgang zwischen den Wänden knien zwei Soldaten aus Bronze. Dahinter der tiefergelegende Ehrenhain und immer im Blick der Mausoleumshügel mit dem bronzenen Rotarmisten. Dieser hält ein Kind auf dem Arm und steht auf einem zerschmetterten Hakenkreuz. Der rote Marmor stammt ironischerweise zum Teil von der Speerschen Neuen Reichskanzlei in der Voßstraße, ebenso wie die Wandverkleidungen im U-Bahnhof Mohrenstraße.

Auf der Luftaufnahme, die bei einem Rundflug mit dem Rosinenbomber aufgenommen wurde, sieht man die Anlage von Süden her. Der Mausoleumshügel mit der Statue ist also vorne und die beiden Marmorwände weiter hinten. Rechts unterhalb vom Ehrenmal sieht man das Fernrohr der Archenhold-Sternwarte.

Rotarmist mit Kind

Die Anlage wurde zwischen Juni 1947 und Mai 1949 nach Plänen eines Kollektivs bestehend aus Jakow Belopolski (Architekt), Jewgeni Wutschetitsch (Bildhauer), Alexander Gorpenko (Maler) und Sarra Walerius (Ingenieurin) errichtet. Insgesamt liegen hier etwa 5000 gefallene sowjetische Soldaten begraben. Allerdings nicht auf der zentralen Grasfläche, sondern in den umliegenden Platanenhainen.

Die Anlage ist ein Meisterwerk der Gartenbaukunst und der Architektur. Jedes Detail ist durchdacht und steckt voller Anspielungen. So kann die Anlage z.B. nicht durch einen rückwärtigen Ausgang verlassen werden. Man schreitet also zwangsläufig den breiten Aufmarschweg mit den Trauerbirken hinauf (der Weg ist leicht ansteigend), zu den beiden trauernden Rotarmisten vor den gesenkten roten Fahnen (Marmorwände). Steigt dann hinab zum Ehrenhain, geht weiter zum Fuße des Mausoleumshügel, den Hügel hinauf zum Rotarmisten mit dem unschuldigen, geretteten, deutschen Kind auf dem Arm. Von dort kann man die Anlage nur den ganzen Weg zurück auf den seitlichen Platanenalleen verlassen.

Lange Jahre stritt sich der Senat mit der Bundesregierung, wer für die Sanierung des Ehrenmals aufkommen müsse. Die Bundesregierung stand auf dem Standpunkt, daß es sich um ein Denkmal handele (was auch stimmt, das Ehrenmal ist in der Berliner Denkmalliste eingetragen) und Denkmalpflege wäre Ländersache (was wiederum stimmt). Andererseits legte der Deutsch-Sowjetische Nachbarschaftsvertrag von 1990 die Zuständigkeit des Bundes für die Ehrenmale fest. Nun ich weiß nicht, wer im Endeffekt gezahlt hat. Jedenfalls wurde die Anlage mittlerweile saniert. Die Statue wurde dafür eigens per Schiff zur Restaurierung nach Rügen gebracht.

Mehr zum Thema hier (PDF) und hier

Tuesday, 30. January 2007

U-Bahnhof Samariterstraße

Filed under: Denkmal — slaudamus @ 21:30

Nun wird sich sicherlich mancher fragen, was an diesem U-Bahnhof so besonders ist, daß ich diesen hier erwähne. Es sind drei Dinge, die diesen Bahnhof besonders machen.

U-Bahnhof Samariterstraße

  1. Er ist typisch und exemplarisch
  2. Er hat seine Originalfliesen
  3. Er ist “mein” U-Bahnhof

Der Abschnitt der heutigen U-Bahnlinie 5 zwischen Alexanderplatz und Friedrichsfelde wurde am 21. Dezember 1930 in Betrieb genommen. Charakteristisch für die Bahnhöfe waren die farbigen Fliesen, die einem festen Farbschema folgten, welches sich dann wiederholte. Die Stationen wurden von Alfred Grenander entworfen. Der Entwurf war standardisiert und wurde nur noch an besondere Gegebenheiten angepaßt. So sind die Stationen Schillingstraße, Strausberger Platz, Weberwiese sowie Magdalenenstraße mit dem Bahnhof Samariterstraße vom Grundaufbau her identisch. Es gibt auch Ähnlichkeiten zu den Stationen der U-Bahnlinie 8 zwischen Gesundbrunnen und Boddinstraße. Auch hier war Grenander bei den meisten Stationen der Architekt. Insgesamt hat er zwischen 1906 und 1931 rund 70 Berliner U-Bahnhöfe entworfen, darunter so markante Bauwerke wie z.B. den Bahnhof Wittenbergplatz.

Der Bahnhof Samariterstraße hat als einziger Bahnhof des Abschnittes noch seine Originalfliesen von 1930. Am Alexanderplatz wurden die Fliesen bei der Sanierung 2003/2004 durch mehr oder minder ähnlich aussehende ersetzt. Bei allen anderen Stationen wurden Emailleplatten statt Fliesen verwendet. Wobei in den meisten Stationen die Originalfliesen bereits zu DDR-Zeiten durch andere ersetzt worden waren. Lediglich in Friedrichsfelde und Lichtenberg gab es noch die Fliesen von 1930. Nun, jetzt nicht mehr. So ist der U-Bahnhof Samariterstraße der letzte seiner Art und steht folglich unter Denkmalschutz. Ebenso behielt er bei der Sanierung den für Berlin typischen Gußasphalt als Bodenbelag. Die anderen Stationen wurden bei der Sanierung mit einem hellen Natursteinboden versehen.

U-Bahnhof Samariterstraße

Selten sind die Tage an denen ich nicht mindestens einmal auf dem Bahnsteig stehe und auf meinen Zug warte. Auch die Leute, die einen nach noch gültigen Fahrkarten beim Verlassen des Bahnhofes fragen, kenne ich alle mittlerweile. Captain Kirk mit seinem Hund Spock ist oft am östlichen Ausgang anzutreffen. Neue Gesichter fallen hier sofort auf.

Mehr zum Thema:

http://www.berliner-untergrundbahn.de/ 

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